Hoffnung ist keine Strategie – Gedanken zum Profi-Eishockey in Deutschland

Seit mehreren Wochen und Monaten sind wir dabei die Corona-Krise zu verarbeiten und mit den Folgen aus dem damaligen Teil-Lockdown umzugehen. Seit dieser Zeit haben wir hunderte von Unternehmern gecoacht, ihnen geholfen durch die Krise zu kommen und für die Zeit nach der Krise gut aufgestellt zu sein.

Neben der allgemeinen Wirtschaft wurde auch der Profi-Sport in Deutschland stark betroffen. Den Sportlern und Clubs geht es nicht anders als den vielen Gastronomen, Schaustellern, Tourismusunternehmen oder der Eventbranche. Unser geliebtes Eishockey musste die Saison vorzeitig (ohne Playoffs) beenden und es gab nicht einmal einen Meister in der Saison 2019/2020.


Was ist seit dieser Zeit passiert? Man hat sich in der DEL Gedanken gemacht, wie man eine neue Saison starten kann. Man hat den Saisonbeginn nach hinten verlegt. Man hat darauf aufmerksam gemacht, dass man ohne Zuschauer nicht spielen kann und die TV-Gelder nicht ausreichen, um eine Saison durchzuführen.


Aber was kam danach?

Man beschränkte sich auf „hoffen“:

Hoffen auf einen Impfstoff. Hoffen mit Zuschauern spielen zu dürfen. Hoffen, dass die erarbeiteten Hygienekonzepte durchgewunken werden. Hoffen von der Politik gehört und unterstützt zu werden.

Aber: Hoffnung ist keine Strategie!


Seit dem abrupten Ende der letzten Saison scheint es, dass es keinen „Plan B“ und schon gar keinen „Plan C“ gibt. Es scheint, als ob die Deutsche Eishockey Liga sich nicht einig ist, was man eigentlich will und wie man sich nach außen positionieren soll. Es scheint, dass es keine klaren Forderungen gibt. Alles was man hört ist:

  • Wir brauchen Zuschauer!
  • Mit 20% der Zuschauerkapazität fehlen knappe 60 Mio. Euro in der Kasse!
  • So kann man nicht planen!
  • So kann man nicht überleben!

Dies ist alles richtig und stimmt zu 100%. Aber was war denn die Hoffnung, welche die 14 DEL Clubs gehegt hatten? Was sind denn die genauen Forderungen an die Regierung? Wie hoch muss eine Zuschauerkapazität denn sein, damit gespielt werden kann und die Saison planbar ist? Was sind die Alternativen, so dass es auch in diesen harten Zeiten Eishockey gibt?


Sollte es keine Saison 2020/2021 geben, dann hat das (unserer Meinung nach) fatale Folgen. Spieler werden abwandern/aufhören. Nachwuchsspieler werden ihrer Leidenschaft nicht mehr nachgehen können. Talente werden nicht gefördert werden können und dies wird langfristig einen Schaden hinterlassen. Einen Schaden nicht nur für die DEL, aber auch für die Nationalmannschaft und die internationalen Erfolge. Fans werden sich umorientieren. Clubs werden das nicht überleben. Zulieferer, Hallenbetreiber, Eventplaner, Sicherheitsfirmen, etc. werden in die Insolvenz gehen müssen. Sponsoren werden abspringen. TV-Sender werden abspringen. Kurz und knapp: dies wird einen Schaden hervorbringen, welcher lange nicht zu reparieren sein wird.


Da man es die letzten Monate übersehen hat, etwas zu tun und seine Scheuklappen abzulegen, ist es jetzt eher 5 nach 12. Jetzt heißt es schnell sein, sich Alternativen zu überlegen und zu versuchen das deutsche Eishockey zu retten. Denn es kann ein erfolgreiches Eishockey nur geben, wenn es eine erfolgreiche Profi-Liga auf höchstem Niveau gibt.


Wie kann man Gelder einsparen, Kosten reduzieren und trotzdem die Fans und Zuschauer beglücken? Wie kann man zusätzliche Gelder einnehmen und zusätzliche Einnahmequellen auftun? Wie kann man seine Spieler und Talente fit halten und weiter fördern?


In den Foren, auf Facebook und Instagram kann man viele Ideen von Fans lesen. Regionale Aufteilung der Liga und somit kürzere Wege zu den Spielen, mit einer Verzahnung zu einem späteren Zeitpunkt. Turnierformen, um eine Saison zu spielen. Spendenaufrufe der Fans. Teurere TV-Abos um den Sport zu sehen. Und und und…

Aber was hört oder liest man von den Clubs und/oder der DEL dazu? Leider gibt es keine Reaktionen und keine Rückmeldung. Ist es ggf. sogar der Wunsch der Liga erst einmal gar nicht spielen zu müssen und so Geld zu sparen? Es tut uns leid, aber den Eindruck bekommt man schon mal.

Richtig, es sind keine Sportmannschaften oder Vereine in der DEL, sondern Wirtschaftsunternehmen, welche auf Profit ausgelegt sind. Wenn man sich aber die Bilanzen der Clubs anschaut, dann sind viele Clubs hier Jahr für Jahr nicht wirklich profitabel ausgelegt und verdienen nicht wirklich Geld, wenn nicht am Ende ein Gönner die Zahlen ausgleicht. Wie viele Millionen Euro fehlen denn grundsätzlich jedes Jahr und müssen von den Gönnern ausgeglichen werden?

Hoffnung ist keine Strategie und darauf zu hoffen, dass der Staat hier einspringt und das Eishockey unterstützt, wäre fatal.
Ja, wir sind der Meinung, dass die Bundesrepublik hier auch seinen Teil dazu beitragen soll, aber eben nur einen Teil. 60 Mio. Euro sind aber kein kleiner Teil. Und nochmal: was fordern die Clubs denn? Was sind die klaren Ansprüche an Deutschland und was tun die Clubs selbst, um dabei zu unterstützen eine Saison, einen Event oder ähnliches durchzuführen.


Jeder Krisenverlauf ist gleich aufgebaut und verläuft nach dem gleichen Schema:   

Wo genau befindet sich die DEL und wo die DEL-Clubs? Haben Sie den Punkt der Einsicht schon erreicht? Wurde die Krise vielleicht sogar schon angenommen?

Wenn ja, dann ist es jetzt an der Zeit etwas auszuprobieren und den Plan B zu forcieren. Dies heißt nicht, dass man nicht weiter Druck auf die Politik ausübt und versucht weiter zusätzliche Fördertöpfe etc. zu bekommen. Es heißt nicht, dass man alles was man bisher kannte in den Wind schießt und nicht mehr daran festhält. Es heißt aber schon, dass man sich Alternativen überlegt, wie man die Attraktivität des Sports weiter pusht, dass man sich Wege überlegt wie man eine Art Eishockey am Leben hält und dass man versucht weiter zu kommen und als Wirtschaftsunternehmen präsent und aktiv bei seinen Fans bleibt.

 

Wir wollen nicht alles schlecht reden und Clubs wie Köln und Düsseldorf haben es geschafft mediale Aufmerksamkeit zu bekommen und wurden von unterschiedlichen Medien immer wieder zitiert und dargestellt. Das ist gut und genau das ist auch wichtig. Aber nur zu sagen, dass es so nicht geht, das ist nicht die Lösung. Was ist der Plan? Was kann getan werden, so dass es Eishockey (in irgendeiner Form) auch weiterhin gibt und die Profi-Clubs überleben?

 

Auch wir haben uns dazu mal ein paar Gedanken gemacht und mal einen ganz anderen Ansatz dafür gewählt. Diesen mag nicht jeder gut finden, aber jetzt gilt es Alternativen zu suchen, schnell zu finden und dann umzusetzen.

 

Hoffnung ist keine Strategie! Rettet das deutsche Eishockey!!!

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Kommentare: 1
  • #1

    Michael B. (Mittwoch, 07 Oktober 2020 08:19)

    Ich bin seit 25 Jahren Eishockeyfan und als Handelsfachwirt und Vertriebler seit 22 Jahren aktiv damit habe ich auch ein wirtschaftliches Grundverständnis. Dieser Artikel spricht mir aus der Seele. Ich möchte aber aus der Sicht des Fan hinzufügen, dass die Kommunikation mit den Fans (Kunden) in der DEL nicht nur schlecht ist sondern Teils schon anmaßend. In den beschriebenen Medienartikeln wie auch bei Social Media wird der Fan mit Phrasen dummgestellt. Es ist die Rede von "Wir setzen neben der Forderung an die Politik alles daran,an allen Hebeln zu ermöglichen , dass die Saison startet." Welche Hebel das sein sollen wird nicht gesagt, warum ein Geheimnis draus machen wenn man Hebel hat? Warum sie Kunden aussen vor lassen? Es gibt viele weitere dieser inhaltlosen Phrasen die suggerieren sollen es würde alles menschenmögliche gemacht. Die Krönung ist, wenn dann alle Ideen der Fans pauschal beiseite geschoben werden mit den Satz "Danke für die Ideen aber wenn man diese bis zu zu Ende denkt, dann funktionieren diese nicht. Viele Ideen der Fans sind schon bis zum Ende gedacht, absolut Arrogant diese Aussage der DEL. Nur die verständliche Unkenntnis der Fans über die Geschäftszahlen vermeiden ein ausreifen des Konzept und genau das ist die Aufgabe von 15 Geschäftsführern, man sollte meinen bei so vielen Geschäftsführern von 14 DEL Firmen und der DEL selber sollte es möglich sein tragbare Ideen zu finden Leider ist dies nicht der Fall. Traurig vor allem für die Fans die aus Ihrem Leid heraus viele Ideen bringen aber gleichzeitig auch zu Recht über die DEL schimpfen , wie diese mit der Krise umgehen.